Posts markiert mit ‘Traum’

Wach sein – und weiter träumen

Guido Stutz
10. Oktober 2014
von Guido Stutz
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Descartes, der grosse Zweifler der Philosophie, fragte sich, wie er sicher sein könne, dass er wach ist. «Wie oft kommt es vor», schreibt er, «dass der nächtliche Traum mir sagt, ich sei hier, mit dem Rock bekleidet, sitze am Kamin, während ich doch mit abgelegten Kleidern im Bette liege!» Dieser Gedanke führte Descartes zu seinem berühmten Zweifel und schliesslich zu dem Satz «Ich denke, also bin ich»: Ob wach oder träumend und was es „da draussen“ auch immer geben mag, mich selbst gibt es auf jeden Fall. Das bestätigen in der Zwischenzeit auch Schlafforscher. Ein Mensch ist sein eigener Fixpunkt. Er bleibt sich selbst, ob er wacht oder schläft – allerdings kann er sich nie sicher sein, was er gerade tut.

Neurophysiologisch hat dieses Rätsel eine einfache Lösung: Wachen und Träumen kann man nicht sicher unterscheiden, weil es keinen wesentlichen Unterschied gibt. Das Gehirn hat kein Traummodul. Wir träumen mit denselben Hirnarealen, verknüpft in denselben Netzwerken, mit denen wir tagsüber die Welt erleben. Schlafbewusstsein und Traumbewusstsein beruhen auf den gleichen neuronalen Prozessen. «Wir halluzinieren dauernd»“, sagt der indische Hirnforscher V.S. Ramachandran, «und was wir Wahrnehmung nennen, sind einfach jene Halluzinationen, die am besten zu den aktuellen Sinnesdaten passen.»

Ich hatte einen Traum

Traum
 
Silvana Arni
6. Oktober 2014
von Silvana Arni
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Es schaukelt, dröhnt und kracht. Überall ist Wasser, mir ist schlecht vor Angst. Ich bin auf der Titanic und suche einen Weg aus dem Schiffsbauch heraus. Auf dem Rücken trage ich einen Rucksack.

Ich begegne keinem Menschen, weit weg höre ich lautes Geschrei. In der Ecke eines Raumes entdecke ich auf einmal einen Mann. Er steht da und schaut mich an: «Gib mir deinen Rucksack und geh durch die Tür hinter dir.»

Ich runzle die Stirn: «Was willst du mit meinem Rucksack? Er gehört mir, da drin ist alles, was ich habe.»

«Gib mir deinen Rucksack und geh durch die Tür hinter dir», wiederholt er.

Ich überlege nicht länger – die Alternativen sind bescheiden – ziehe meinen Rucksack ab, werfe ihn in die Arme des Mannes und gehe durch die Tür… und bin auf einer Blumenwiese. Die Sonne scheint, die Vögel pfeifen. Ich bleibe erstaunt stehen – und erwache…

Der Träumer

Armin Vollmer
15. Mai 2013
von Armin Vollmer
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Es war ein Traum in meiner Seele tief.
Ich horchte auf den holden Traum:
ich schlief.
Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,
und wie ich träumte, hört ich nicht:
es rief.

Träume scheinen mir wie Orchideen. –
So wie jene sind sie bunt und reich.
Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfte
ziehn sie just wie jene ihre Kräfte,
brüsten sich mit dem ersaugten Blute,
freuen in der flüchtigen Minute,
in der nächsten sind sie tot und bleich. –
Und wenn Welten oben leise gehen,
fühlst du’s dann nicht wie von Düften wehen?
Träume scheinen mir wie Orchideen.

Rainer Maria Rilke

Der Sinn des Träumens: Lösungen finden!

Armin Vollmer
16. November 2012
von Armin Vollmer
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Hatten Sie einen Tag mit harten Auseinandersetzungen? Die Mastery-Theorie geht davon aus, dass belastende Tageserlebnisse oder latente Konflikte des Tages im Traum wiederkehren. Während den verschiedenen Traumphasen der Nacht erleben Sie diese eher schwierigen Erlebnisse mehrmals und erfahren so verschiedene Wege zur Lösung der bestehenden Probleme. Es macht also durchaus Sinn, eine wichtige Entscheidung zu überschlafen, bzw. zu überträumen, bevor Sie sich für eine definitive Lösung entscheiden.

Ein Indianervolk und seine faszinierende Traumkultur

Margrit Hess
30. März 2012
von Margrit Hess
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Haben Sie schon einmal etwas vom Volk der Senoi gehört? Im Zentrum seiner Kultur, seines Denkens und Strebens steht für dieses Volk der Traum. Genauer gesagt, der tägliche kreative Umgang mit dem Traum. Anthropologen haben herausgefunden, dass die Geschichte dieses Volkes und sein Zusammenleben ein Bild der Harmonie abgibt. Alles Aggressive scheint weggewischt. Körperliche Züchtigungen sind verpönt, denn die Erziehung der Kinder ist geprägt von Liebe und Verständnis. Geisteskrankheiten sind selten, der Gesundheitszustand ist überdurchschnittlich gut. Kriege sind seit Jahrhunderten unbekannt.

Eine so gewachsene Kultur lässt sich allerdings nicht einfach in eine therapeutische Methode für Menschen transformieren, die von der Hetze, dem Lauten und dem Vordergründigen des 21. Jahrhunderts gebeutelt werden. Alleine die Tatsache, dass die Senois, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, pro Tag nicht mehr als zwei Arbeitsstunden einsetzen, ist wesentlich. Sie haben also Zeit, ihre Träume zu deuten. Und sie tun das nicht mit ihrem Therapeuten, sondern mit den Menschen, mit denen sie leben und da gehören die Kinder dazu. Jeden Morgen erzählen sie sich ihre Träume, die wichtigsten werden vom Rat des Stammes diskutiert. Dabei geht es nicht nur ums Erzählen, sondern auch ums Gestalten. Die Senois haben dazu eine bestimmte Technik.

Auch wenn wir diese Technik nicht einfach übernehmen können, so motiviert mich dieses Volk doch, mich aktiver mit meinen Träumen auseinanderzusetzen.